Die Königstanne auf dem Wurzelberg
Zu der Zeit, als die Grafen und Fürsten von Schwarzburg-Rudolstadt ihr Jagdgebiet auf dem Wurzelberg mit einem großen Tiergarten hatten, wuchsen rund um das Jagdschloß viele starke und alte Tannen, deren Wipfel die übrigen Bäume weit überragten. Auf einer Fläche von etwa 12 ha standen im Jahre 1862 noch 119 Stück. Als diese Tannen noch jung waren, durchstreiften nur Bären und Wölfe den Urwald des Wurzelberges. In Hunderten von Jahren erreichten die Tannen eine Größe von bis zu 50 Metern. Den größten von ihnen gab man die Namen verdienter Forstleute oder bekannter Persönlichkeiten, wie König, Burgsdorf, Cotta, Humboldt, Günther, Hundeshagen, Hartig und Pfeil.
Doch im Laufe der Jahre wurden es immer weniger. Die über 400 Jahre alten Bäume starben ab oder fielen Axt und Säge zum Opfer. In einem Bericht des Forstamtes Katzhütte vom 20.01.1928 heißt es:
Im hiesigen Reviere stehen noch einige der alten Wurzelbergtannen, unter ihnen die weitbekannte Königstanne, die für Heimatschutz und Denkmalspflege von Interesse sind. Leider mußte der größte Teil dieser alten Wahrzeichen des Wurzelberges auf Veranlassung der Minister Hartmann und Frölich im vorigen Jahr abgeschlagen und zu Brennholz aufbereitet werden. Die Forstabteilung in Rudolstadt hat selbst im Auftrag des Ministers Hartmann das Forstamt zur Fällung dieser alten, aus weiter Ferne zu sehenden Bäume aufgefordert, obgleich diesseits auf die Minderwertigkeit des Holzes als Heizmaterial – ein Teil davon konnte überhaupt nicht verkauft werden – und auf die Schäden, die beim Umlegen dieser alten Baumriesen für den umstehenden Bestand entstehen würden, hingewiesen wurde.
Die Königstanne galt damals als die größte Tanne Deutschlands. Sie wurde nach dem Oberforstrat Gottlob König (1779 - 1849) aus Eisenach benannt.
Über die Höhe dieses Urwaldriesen gibt es unterschiedliche Angaben. Eduard Mielck gab 1863 in seinem Werk „Die Riesen der Pflanzenwelt“ die Höhe der Königstanne mit 51 Meter an. Es soll allerdings im Erzgebirge bei Zschopau um 1800 eine noch größere Tanne mit 57 m gegeben haben. Pfarrer Kühne schreibt 1891 in der Chronik von Katzhütte, daß die Königstanne eine Höhe von 47 m hat.
In den Forstakten für den Wurzelberg findet man folgende Größenangaben:
Vor dem Absterben war die Königstanne 44 m hoch, der Fußumfang betrug 8,75 m. In Brusthöhe hatte der Stamm einen Durchmesser von 2,20 m und einen Umfang
von 6,60 m. Der Stamminhalt wurde auf 66 Festmeter berechnet.
Als um 1900 der Fremdenverkehr im Oberen Schwarzatal zunahm, waren der Wurzelberg und die Königstanne beliebte Ausflugsziele. Da sich Wanderer und Sommerfrischler als Andenken Rindenstücke vom unteren Teil des Stammes mitnahmen, mußte die Königstanne 1925 mit einer Stacheldrahteinzäunung umgeben werden, um weitere Beschädigungen zu verhindern.
In den darauffolgenden Jahren faulte das Holz zusehends und es bildete sich ein großer Hohlraum. Den Kindern machte es großen Spaß, sich darin zu verstecken.
Königstanne 1944 - Foto: Heinrich Vorberg
Als der morsche Stamm in einer stürmischen Septembernacht 1947 stürzte, war die Königstanne über 500 Jahre alt.
Der untere Teil des einst so mächtigen Stammes ist auch heute, nach 68 Jahren, noch zu sehen. Das morsche Holz bietet einen Lebensraum für Insekten, Kleintiere, Moose, Farne und Heidelbeerkraut.
Januar 2015
Martina Walther
Historischer Zirkel Katzhütte-Oelze
Im Herbst 2019 mißt das faulende Reststück des Stammes noch eine Länge von 27,5 m.
Am oberen Ende beträgt der Durchmesser 0,4 m und am unteren Ende 1 m.
Der Abstand vom Reststück zum Stumpf beträgt 7 m. Die Größe der Tanne läßt sich auch heute noch bestaunen. |